Man(n) setzt sich von Zeit zu Zeit ja so seine Ziele. Als leidenschaftlicher Hobbyläufer war bei mir ein grosser Meilenstein im Hinterkopf: Marathon! Die 42,2 Kilometer haben bei vielen Läufern eine magische Anziehungskraft – auch bei mir. Und so wurde vor einiger Zeit aus dem Ziel ein konkreter Vorsatz: Vor dem 40. Geburtstag soll der erste Marathon absolviert sein. Der Zürich Marathon 2007 passte in den Terminkalender und die Anmeldung war rasch gemacht. Nun ist ja der eigentliche Wettkampf nur der krönende Abschluss einer längeren Trainingsphase – 42,2 Kilometer läuft man nicht einfach so ohne seriöses Training. Also schnürte ich während der fast einjährigen Vorbereitungszeit die Joggingschuhe immer öfter schon am frühen Morgen und lief einfach los.
Ich bin nicht in Grenchen aufgewachsen, der Liebe wegen jedoch vor langem zugezogen. Und musste allerdings feststellen: Ich kannte «meine» Stadt eigentlich beschämend schlecht. So machte ich mir einen Spass daraus, nie die gleiche Strecke zu laufen, sondern immer neue Strassen, öffentliche Plätze, Quartiere und Wege in mein Training zu integrieren. So lernte ich Grenchen und die Umgebung immer besser kennen und war oft erstaunt, was ich da im wahrsten Sinne des Wortes «laufend» alles erlebte und entdeckte. Ich lernte die Technologiestadt im Grünen immer besser kennen, bewunderte beim Vorbeispringen die prächtigen Fabrikantenvillen, querte gleich nebenan Fabrikareale und machte meine Muskeldehnübungen an den Schrebergartenzäunen der Arbeiterquartiere. Diese Vielfalt auf engstem Raum, der industrielle Charme und die Menschen, denen ich bei meinen Stadtläufen immer wieder begegnet bin, haben mich vergessen lassen, dass ich gerade ein schweisstreibendes Training absolviere. Als dann Grenchen 2008 den Wakkerpreis gewann und im Hinblick auf die touristische Entwicklung nach Stadtführern suchte, war ich entsprechend bereit. Das war mein Einstieg bei Grenchen Tourismus. Dieses Engagement entwickelte sich nach und nach auch zu einem Langstreckenlauf. Ein Steigerungslauf mit grossartiger Unterstützung von engagierten Mitgliedern und von den Behörden. Wir sind gerade daran, mit dem Aufbau einer professionellen Geschäftsführung das Tempo noch merklich zu intensivieren – lassen Sie sich überraschen!
Übrigens: Beim Lauf in Zürich kam es dann so, wie es den Marathon-Neulingen meistens ergeht: Bei Kilometer 35 lief auch ich gegen «die Wand». Der Schlussteil der Strecke war eine Qual und die anvisierte Zeit habe ich knapp verfehlt. Die Genugtuung im Ziel war riesig – und doch freute ich mich nur noch auf mein Zuhause in Grenchen und auf die warme Badewanne.
Christoph Siegrist