Womit beginnen Sie den Tag: mit Tee, Kaffee, Orangensaft oder einem Smoothie?Immer Kaffee, doppelter Espresso.Wie gehen Sie ins Büro? Zu Fuss, mit dem Fahrrad, mit ÖV oder dem Auto?François Scheidegger: Leider habe ich meinen Vorsatz noch nicht umgesetzt. Ich habe mir nämlich ein E-Bike gekauft, mit der Absicht, damit zur Arbeit zu fahren. Aber aus zeitlichen Gründen nehme ich eigentlich immer das Auto. Mir ist wichtig, den Mittag mit der Familie zu verbringen. Das Zeitbudget ist eng. Wobei, meine Frau würde jetzt sagen, das seien alles nur Ausreden. Sicher spielt die Gewohnheit mit, manchmal auch die Bequemlichkeit, aber mit Anzug und Akten im Gepäck geht es einfacher mit dem Auto.
Seit acht Jahren sind Sie Stadtpräsident und für weitere vier Jahre gewählt. Wird das nicht langweilig?
Nein, gar nicht, mir war noch keine Sekunde langweilig in meinem Job. Es ist unglaublich abwechslungsreich, ich bewege mich in verschiedenen Themenbereichen, gerade in unserem Organisationsmodell, in dem mir alle Abteilungen direkt unterstellt sind. Das macht es spannend, aber auch herausfordernd.
Was war in den letzten acht Jahren Ihr persönliches Highlight?
Da gab es einige. Aber dass man den Bahnhofplatz Süd endlich auf die Reihe gebracht hat, sticht hervor. Auch das Aggloprogramm, das enorm viel Zusammenarbeit und Überzeugungsarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus gebraucht hat. Auch Kompass, das Strategiepapier, das vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet wurde und das die Politik jetzt prägt. Eine gute Guideline in vielen Projekten, in der Finanz- und Steuerpolitik, zum Thema Leben und Wohnen.
Welches sind die «ungeschriebenen Gesetze» Ihres Arbeitsplatzes?
Ich erwarte einen gewissen «Comment». So habe ich beispielsweise immer eine offene Bürotür. Aber Leute, die einfach reinlatschen, das geht nicht. Anstelle von E-Mails möchte ich, dass man zuerst miteinander spricht. E-Mails sorgen immer wieder für Missverständnisse, unnötige Emotionen. Statt auf Antworten zu warten, hin und her zu schreiben und Dinge falsch zu verstehen, organisiert man viel gescheiter eine kurze Besprechung und klärt die Dinge ein für alle Mal. Man ist dabei auch viel kreativer und kommuniziert ganz anders.
Wie verkaufen Sie jemandem, der Grenchen nicht kennt, «Ihre» Stadt?
Hervorragende Lebensqualität mit einmaligen Freizeitangeboten – Sportstättenzone, Witi, Grenchenberge – wir liegen im Städteranking diesbezüglich auf Platz 7. Wunderbare Wohnlagen, bezahlbarer Wohnraum, keine Verkehrsprobleme, keine Kriminalität – auch hier ist Grenchen weit vorne im Ranking. Wir haben auch sehr gute Einkaufsmöglichkeiten! Ich muss das immer wieder betonen. Güter des täglichen Bedarfs, die Abdeckung, die wir hier haben, ist absolut hervorragend. Einem Amerikaner würde ich die Stadt natürlich anders verkaufen: Wir haben hervorragende Luftqualität, unser Wasser kann man einfach so trinken.
Haben Sie einen Lieblingsort in Grenchen?
Verschiedene. Aber speziell schön ist der Spaziergang von mir zu Hause zum Hupperweiher, mit Blick aufs Mittelland, die Alpen, den Jura.
Was halten Sie von Ananas auf der Pizza?
Nicht viel, ich habe die Kombination von Pizza mit Süssem nicht gerne. Ist nicht mein Geschmack, ein kulinarisches No-Go.
Welches ist Ihr Lieblingsgetränk?
Mineralwasser mit Kohlensäure. Neuerdings auch selber mit Kohlensäure versetzt. Und an heissen Tagen ein helles «Granicum».
Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
Aktuell keines.
Und das letzte?
«Grenchnernetz», der aktuelle Krimi von Iris Minder.
Wenn Sie ein Filmheld sein könnten, welcher wäre das?
Du meine Güte, das ist gar nicht mein Thema, da kenne ich mich nicht aus, interessiert mich auch nicht.
Aber wie wär’s mit James Bond, 007?
Ich kann nicht viel damit anfangen und schaue ich mir auch nicht an. Seit meinem Amt als Gerichtspräsident schaue ich mir auch keine Krimis mehr an, die haben mit der Realität einfach nichts zu tun. Was ich mir hingegen gerne anschaue, sind Dokumentationen, sehr gerne übers Universum, schwarze Löcher, Neutronensterne – das interessiert mich.
Wenn Sie drei Dinge auf eine einsame Insel in der Südsee mitnehmen dürfen, welche wären das?
Ein möglichst dickes Buch, in dem man sich richtig verweilen kann, ein Taschenmesser und einen Sonnenhut.
Was wir schon bei den Wünschen sind: Was wünschen Sie sich für Grenchen?
Eine weiterhin prosperierende und gute Entwicklung, gute Arbeitsplätze und ein breites kulturelles Angebot. Ein besseres Angebot für die Jungen, jungen Erwachsenen. Das habe ich in den letzten acht Jahren noch zu wenig fertiggebracht. Interview: Oliver Menge