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«Unser Lohn ist ein kühles Bier»

Freiwilligenarbeit hat in Grenchen viele Facetten und einen hohen Stellenwert. Das Beispiel der Volontaris des Turnvereins verdeutlicht dies.

«Unser Lohn ist ein kühles Bier»

2017 wurde ein Anbau ans Beachvolleyhaus realisiert und betoniert, was das Zeug hält. Bild: Oliver Menge

In der Uhren- und Industriestadt Grenchen nimmt Freiwilligenarbeit einen hohen Stellenwert ein. Es gibt viele Angebote für Leute mit einem kleinen Budget, die von Freiwilligen auf die Beine gestellt und durchgeführt werden. Wie zum Beispiel die Brocante, die von der Gemeinnützigen Gesellschaft vor nunmehr 27 Jahren ins Leben gerufen wurde und den Erlös immer für wohltätige Zwecke spendet.Organisationen wie «Tischlein deck dich» oder die vor kurzem lancierte Restess-Bar, die sich nicht nur gegen Foodwaste starkmachen, sondern Menschen in prekären Situationen davor bewahren, Hunger leiden zu müssen, funktionieren nicht zuletzt wegen der vielen Freiwilligen, die sich bereit erklärt haben, dort ihren Teil zu einer sozialeren Gesellschaft beizutragen. 

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Peter Zuber ist Volontari seit 10 Jahren. Bild: Oliver Menge

Motivation aus verschiedenen Gründen

Andere Projekte dienen zur Integration der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, wie etwa der Verein Granges Melanges, der sich seit 2003 zum Ziel gesetzt hat, die Integration vom fremdsprachigen Menschen aus anderen Kulturen zu verbessern und zu beschleunigen. Granges Melanges wurde 2008 mit dem Sozialpreis des Kantons Solothurn ausgezeichnet.

Ein wichtiger Anteil der in Grenchen geleisteten Freiwilligenarbeit geht auf das Konto der drei Kirchgemeinden, der Röm-katholischen Pfarrei St. Eusebius, der Christkatholischen Kirchgemeinde Grenchen/Bettlach/Selzach und der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach. Seien es Altersnachmittage, Suppentage, Veranstaltungen für Junge, sozial Benachteiligte oder Fremdsprachige. Bei den durch die Kirchgemeinden organisierten Anlässen arbeitet auch immer eine grosse Anzahl von Freiwilligen mit, ohne die es schlicht nicht möglich wäre, ein so grosses Angebot durchzuführen, wie seitens der Verantwortlichen immer wieder betont wird.

Das Beispiel Turnverein Grenchen

Auch der grösste Sportverein der Stadt, der Turnverein Grenchen, setzt auf seine Freiwilligen, die Volontaris. Einer von ihnen ist Peter Zuber. «Ich bin mit 16 Jahren dem Turnverein beigetreten und habe quasi das ganze ‹Leiterli› im TVG gemacht, bis in den Vorstand und die Geschäftsleitung.» Zuber war unter anderem auch Mitbegründer der sehr erfolgreichen Trampolin-Rige des TVG. Der inzwischen 75-Jährige ist 2011 den Volontaris beigetreten, als er pensioniert wurde. «Die konnten mich als gelernten Mechaniker gut gebrauchen», sagt er. Nun ist er verantwortlich für die Einteilung der Arbeitseinsätze.

«Die meisten kommen mit der Pensionierung zu den Volontaris. Einige sind auch Ehrenmitglieder des TVGs.» Dadurch ist aber auch das Durchschnittsalter relativ hoch und die Gruppe hat ein «Nachwuchsproblem »: «Als ich vor 10 Jahren angefangen habe, waren wir 16 Leute, jetzt sind wir noch 10.» Einige konnten die doch recht anstrengenden Arbeitseinsätze gesundheitlich nicht mehr bewältigen, andere sind verstorben.

Aber was machen die Volontaris? «Zusammen mit Heini Hess, dem Verbindungsmann zur Geschäftsleitung bei den Volontaris, unternehmen wir jeweils im Frühling einen Gang übers Stadion und schreiben auf, was zu tun ist.» Die Volontaris waren nicht nur für den Unterhalt der alten Anlagen verantwortlich, sondern haben auch massgeblich bei der Erstellung der Beachvolley-Anlage mitgeholfen und das Clubhaus der Beachvolleyballer sowie einen weiteren Pavillon im südlichen Teil in Eigenregie gebaut. «Alleine für die Umrandung der Beachvolleyballfelder haben wir 36 Tonnen Material verbaut», sagt Zuber. Das bedeutet unzählige Stunden schwere Fronarbeit.

Der Turnverein ist seit letztem Jahr daran, das in die Jahre gekommene Turnerstadion in ein modernes, wettkampftaugliches Leichtathletikstadion umzubauen. Die Volontaris haben dabei einen wesentlichen Beitrag geleistet, insbesondere beim Rückbau der alten Gebäude: «Beim Abbruch haben wir 3800 Ziegel und einen Container voll Holz rausgerissen.» Der alte Boiler wurde von den Volontaris ausgegraben und die Duschen wurden rückgebaut. «Den alten Lichtmast habe ich gefällt wie eine Tanne: Zuerst auf beiden Seiten angeschnitten und dann fiel das Teil genau dorthin, wo es hinfallen sollte. » Auch beim Neubau werden die Volontaris eingesetzt: Sobald die neuen Gebäude im Sommer gebaut sind, werden sie streichen und malen. Auch die Lärmschutzwand aus ökologischen Steinkörben im Osten gegen die Strasse hin wird von den Volontaris gebaut.

Was ist der Lohn für die Freiwilligenarbeit? «Unser Lohn ist ein kühles Bier nach getaner Arbeit, manchmal eine Wurst vom Grill. Der Plausch und die Geselligkeit untereinander.» Das Verhältnis untereinander sei gut und die Wertschätzung durch den Verein gross. «Es gibt auch immer wieder Anlässe, die für uns durch die Vereinsleitung organisiert werden und an denen wir viel Anerkennung erfahren. » Doch das steht bei den Volontaris nicht im Vordergrund. Es sei der Gedanke, etwas Nützliches zu tun, sagt Zuber. «Deshalb treffen wir uns jeden Montagnachmittag im Stadion und tun, was zu tun ist.» Und wenn’s regnet, dann verschiebt man die Arbeiten halt auf Dienstag. Oliver Menge

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