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«Absage schmerzt, war aber richtig»

«Absage schmerzt, war aber richtig»

«Das Schlimmste wäre, wenn wir auch 2021 keine HESO durchführen könnten. Dann wird es für alle Beteiligten eng», sagt Urs Unterlerchner, OK-Präsident der HESO. Bild: Hanspeter Bärtschi

Herr Unterlerchner, am Freitag hätte die HESO 2020 ihre Tore geöffnet – wäre nicht die Corona-Pandemie dazwischengekommen. Wie geht es Ihnen heute, wenige Tage vor der ursprünglich geplanten offiziellen Eröffnung der Messe? Urs Unterlerchner: Erstaunlich gut. Einerseits schmerzt das Herz, dass wir die HESO absagen mussten. Andererseits bin ich nach wie vor absolut davon überzeugt, dass es der richtige Schritt gewesen ist.     

Urs Unterlerchner, OK-Präsident der HESO, zu den Auswirkungen der Absage der diesjährigen Herbstmesse, schlaflosen Nächten und der «Seele der HESO»

Haben Sie keine Angst, dass es Ihnen die nächsten 10 Tage langweilig werden könnte?

Ich bin sicher, dass das nicht passieren wird (lacht). Auch wenn das Privat- und Geschäftsleben der HESO-Geschäftsleitung diesen Herbst anders aussieht als die vergangenen Jahre, haben wir keine Zeit, die Beine hochzulegen. Unter anderem sind wir mit dem gesamten OK über das nächste Wochenende auf dem Hasliberg in einem Strategieseminar.

Was steht auf der Traktandenliste?

Einerseits wollen wir die vergangenen Monate reflektieren – was haben wir richtig, was falsch gemacht; was würden wir, mit ein paar Wochen Distanz, anders machen? Andererseits planen wir bereits an der HESO 2021. Denn: Auch wenn es bis zur nächsten HESO noch ein Jahr dauert, wollen wir keine Zeit verschwenden. Zusätzlich wollen wir die freien Kapazitäten nutzen und unsere internen Strukturen – Stichwort Digitalisierung – auf den neusten Stand bringen.

Gehen wir zurück in den Frühling 2020. Wie haben Sie die Wochen und Monate vor und nach dem Lockdown erlebt?

Wenn ich ganz ehrlich bin, war es für mich bis Anfang März unvorstellbar, dass es zu einem Lockdown und den anschliessenden Einschränkungen kommen könnte. Anfang März konnte man sich beispielsweise eine Absage der Hockey-WM noch nicht vorstellen – und plötzlich war sie Realität. Eine Entwicklung, die nicht nur mich überrascht haben dürfte, anders kann ich mir nicht erklären, dass viele Leute plötzlich WC-Papier gehamstert haben.

Wie viele schlaflose Nächte hatten Sie aufgrund der «Besonderen Lage»?

Auch wenn ich – glücklicherweise auch in unruhigen Zeiten – einen guten Schlaf habe, hat mich die Pandemie stark beschäftigt. Aufgrund meiner politischen Tätigkeit kenne ich sehr viele Unternehmerinnen und Unternehmer in der Stadt und in der Region Solothurn. Es war beängstigend mitzuerleben, wie Corona vielen von ihnen die Existenzgrundlage raubte. Nicht nur HESO-Aussteller wussten plötzlich nicht mehr, wie es weitergehen wird. Diese Erfahrungen relativierten auch die privaten Einschränkungen. Wir alle waren es gewohnt, einen Hockeymatch zu besuchen, zum Coiffeur zu gehen oder in Gruppen Sport zu treiben – was eine Selbstverständlichkeit war, war plötzlich nicht mehr möglich.

Wann haben Sie sich das erste Mal konkret mit einer Absage der HESO beschäftigt?

Sehr früh. Bereits gegen Mitte/Ende März. Uns war nach dem Lockdown schnell bewusst, dass wir die möglichen Auswirkungen einer Absage planen müssen. Aber es war auch klar, dass wir dies nicht ohne Rücksprache mit den anderen Messeveranstaltern machen können. Ein Alleingang war und ist undenkbar. Dank unserer guten Vernetzung und der extremen Flexibilität unserer Aussteller und Lieferanten konnten wir unsere Planung so anpassen, dass wir den Absagetermin ohne Kostenfolge für unsere Aussteller relativ weit nach hinten hinausschieben konnten.

Sie selber haben noch an eine Durchführung geglaubt?

Ja. Ich konnte mir lange Zeit nicht vorstellen, dass die Krise bis in den Herbst dauern könnte.

Wann wurden Sie unsicher?

Nach der Aufhebung der ausserordentlichen Lage (19. Juni, Anm. d. Red.) und der Rückgabe der Verantwortung vom Bund an die Kantone.

Wie ging es weiter?

Nach dem ersten Sitzungstermin mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit und den kantonalen Behörden war ich noch guter Dinge. Aber nach dem zweiten Termin war es relativ klar, dass aus der HESO 2020 nichts wird. Am 3. Juli haben wir die Messe schliesslich abgesagt.

    

«Die meisten Aussteller respektieren den Entscheid, und auch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der Absage.»

Urs Unterlerchner
OK-Präsident der HESO

Was waren letztlich die Gründe für die Absage?

Vorab möchte ich festhalten, dass wir technisch durchaus in der Lage gewesen wären, nachzuweisen, welche Besucher sich wann und wo aufgehalten hätten. Nach der zweiten Sitzung mit dem Kanton war allerdings klar, dass die kantonalen Behörden eine NullRisiko-Strategie fahren möchten und die HESO in dieser Strategie keinen Platz hat.

Wie sind Sie mit dieser Entscheidung umgegangen?

Es ist ja klar, dass die Absage das gesamte HESO-OK enorm schmerzt. Schliesslich engagieren wir uns mit viel Engagement und Herzblut für diesen Anlass. Doch selbstverständlich steht die Gesundheit der Solothurner Bevölkerung über jedem anderen Interesse. (Mit Nachdruck) Sie gilt es zu schützen, ohne Wenn und Aber!

Wie waren die Reaktionen der Aussteller und der Solothurner Bevölkerung auf die Absage?

Die meisten Aussteller respektieren den Entscheid, und auch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der Absage. Sind wir ehrlich: Die HESO lebt von ihrem Ambiente, den unzähligen kleinen und grossen Veranstaltungen und vom gemütlichen Zusammensein. Wenn das aufgrund des geforderten Schutzkonzeptes nicht mehr möglich ist, nimmt man ihr einen grossen Teil der Seele.

Wie viele Aussteller sind von der Absage betroffen?

Rund 260 – aber es trifft auch viele Lieferanten, Partner und Vereine. Im Grunde genommen das ganze regionale Gewerbe.

In Zahlen?

Wir gehen davon aus, dass die Wertschöpfung der HESO mehrere Millionen Franken beträgt.

Welche Kosten kommen auf die Aussteller und Lieferanten zu?

Weil die HESO – im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Messen – im Nebenamt und nicht primär aus finanziellen Gründen organisiert wird, entstehen für die Aussteller und die Lieferanten keine zusätzlichen Kosten.

Wie gross ist der Verlust der HESO aufgrund der Absage?

Mehrere hunderttausend Franken. Zum Glück haben wir in den vergangenen Jahren gut gearbeitet und können diesen Verlust verkraften. Ein Blick in die Zukunft: Die nächste HESO soll vom 24. September bis 3. Oktober 2021 stattfinden.

Was für ein Bauchgefühl haben Sie, wenn Sie an dieses Datum denken?

Ein gutes. Nicht zuletzt, weil wir seit Jahren sehr engen Kontakt mit unseren Ausstellern haben. So haben wir sie bereits kurz nach der Absage kontaktiert und gefragt, ob sie 2021 wieder mit dabei sein möchten – gut drei Viertel haben sogleich zugesagt.

Was geschieht, falls sich die Situation bis in den nächsten Sommer nicht entschärft hat?

Selbstverständlich prüfen wir – in Absprache und Koordination mit den anderen Messeplätzen – verschiedenste Szenarien. Das Schlimmste wäre, wenn wir auch nächstes Jahr keine HESO durchführen könnten. Dann wird es für alle Beteiligten eng. Interview: Markus Kocher
     

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